Wende-Melancholie
Ich weiß, man sollte der DDR nicht nachtrauern. Trauern tue ich ja zum Glück auch nicht. Nur manchmal stellt sich so ein komisches Gefühl ein. In den Momenten, wenn man mit Menschen aus anderen Ländern, aus anderen Kulturen redet.
Die Frage ‘Wo kommst du denn her?’ wird leichtfertig aber bestimmt mit ‘Deutschland!’ beantwortet. Doch genau das trifft es nicht, ich komme nicht aus dem Deutschland, dass es heute gibt. Ich komme aus einem Land, dass es nicht mehr gibt.
Meine Kindheit verbrachte ich in einem Land mit eingeschränktem Horizont. Da Kinder sowieso nur einen relativ kleinen Blickwinkel haben, störte mich dass damals auch nicht. Ob es mich heute stören würde, kann ich nicht mit Sicherheit beantworten. Zuviel ist danach passiert, zu sehr wurde ich von der Gesellschaft nach der Wende geprägt.
Und doch, es gibt dieses Verlustgefühl. Nur kurz, nur in oder nach diesen Gesprächen. Das Land aus dem ich komme gibt es nicht mehr, nur noch Erinnerungen, Erinnerungen an meine Kindheit – größtenteils gute Erinnerungen und selbst die schlechten haben nichts mit dem damaligen System zu tun.
Ich vermisse die DDR nicht, aber ich kann sie auch niemandem mehr zeigen. Ich kann nur das verklärte Bild meiner Eindrücke wiedergeben.
- Sven Müller am 29. Januar 2006, 13:40
danke fuer diesen beitrag. als alter wessi hab ich wieder mal was zum nachdenken bekommen!
Ich kann das Verlustgefühl nicht nachvollziehen. Denn die Wende fand in einem Alter statt, in dem man sich sicher nicht mit dem politischen System auseinander setzte. Deshalb ist es eher eine Erinnerung an die Kindheit und Jugend, als an die DDR.