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Kränkelnde Stadt

Gestern abend, eine Treppe hinaufgehend, hörte ich aus einer Altbauwohnungstür ein Husten. Die ganze Stadt ist mal wieder nur am Schniefen und Husten. Die Bazillen fliegen nur so durch den Dunst und man weiß nicht, ob man noch ohne Mundschutz in die S-Bahn steigen sollte.

Dieses Husten gestern liess mich kurz innehalten und nachhören. Es kam nichts mehr. Also, dachte ich mir, alles okay. Wird wohl auch so gewesen sein. Was wäre aber gewesen, wenn aus dem Husten ein Krächzen und daraus dann irgendwann ein verzweifeltes Scharren an der Tür geworden wäre? Wie hätte ich mich verhalten? Wäre ich überhaupt solange stehen geblieben?

Wo stehe ich? Interessieren mich meine Mitmenschen eventuell gar nicht? Ist es mir egal, ob jemand gerade H5N1 übers Fernsehen bekommen hat, weil er seit Jahren seine Wohnung nicht mehr verlassen hat und der Virus sich entschieden hat diesem sinnlosen Dasein ein Ende zu bereiten?

Wie menschlich ist diese Stadt noch? Wieviel Menschlichkeit gesteht sie einem selbst noch zu?

  • Sven Müller am 11. Februar 2006, 15:19

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