Die Internet-Beta-Money-Machine
Mitte der Neunziger ging es los. Das letzte große Ding. Das Internet. Alle sprangen auf, keiner wollte die Revolution verpassen. Keiner wollte irgendwann als Verlierer da steht. Firmen wie Yahoo! standen für solide Werte. Jeder halbwegs normale Mensch versuchte irgendwas an der Börse mitzunehmen.
Ende ‘99, Anfang 2000 dann die große Korrektur. Seifenblasen sind kein Geld und das Internet auch nichts weiter als ein modernisiertes Telefonnetz. Der gedachte weltweite Absatz blieb größtenteils aus und 50.000.000 Inder wollten kein Lakritz übers Internet buchen. Der Boom zum Boom.
Dieser ist in den Köpfen immernoch nicht vergessen. Und daran wird es wohl auch liegen, dass immernoch von Rezension geredet wird. Ich verstehe das nicht so ganz. Ein einfacher Blick auf den Aktienmarkt stimmt doch sehr verwunderlich.
Schaut man sich das mal genauer an, so hat zumindest der DAX sich von dem Börsenkrach 2000 sehr gut erholt. Ein Blick auf die letzten drei Jahre lässt dann auch keinerlei Rezension mehr erkennen:
Die Frage die ich mir nun stelle: Wieso wird unsere Wirtschaft denn überall so schlecht geschrieben? Eine Erklärung könnte sein, dass das Volk dies lesen will. Eine andere, dass die Regierung von den, durch Reformen auf einmal statistisch erfassen, Arbeitslosen ablenken muss. Bzw. diese derWirtschaft in die Schuhe schiebt.
Anscheinend gibt es eine Diskrepanz zwischen Empfinden der Menschen und Wirtschaftsstärke des Landes. Auf der einen Seite sind die Arbeitslosenzahlen so hoch wie noch nie. Die Firmen entlassen Mitarbeiter und das Land droht in der Joblosigkeit zu versinken. Auf der anderen Seite schiessen die Aktienkurse kontinuierlich nach oben, eindeutiges Zeichen für gut funktionierendes Management. Kann mir das mal einer erklären?
Zum Vergleich mal noch der Verlauf des Dow in den letzten zehn Jahren:
Und worauf ich eigentlich hinauswollte: Es gibt mal wieder nen neuen Service im Netz. Zwar noch Beta, aber so macht man das ja heute: BIER AUFMACHEN.
- Sven Müller am 23. Februar 2006, 01:19
Naja, das ist eben eine Milchmädchenrechnung, viele Arbeitsplätze mit wirtschaftlichem Erfolg gleichzusetzen. Effektivität ist das Zauberwort und die ist leider dort am höchsten wo Maschinen oder Chinesen die Ware produzieren. Moralische Integrität und soziales Verantwortungsbewusstsein zählen nunmal nicht am Aktienmarkt.
Wenn die Firmen mit weniger Beschäftigten mehr Kohle machen, dann steigt die Rendite, so daß ihre Aktie für den, der noch Beschäftigung und damit Kohle hat, viel attraktiver wird. Der Kurs steigt, der Wert auch, alle sind happy, außer die Arbeitslosen und der Staat, der sie durchfüttern darf. Das untergräbt natürlich die Kaufkraft, was sich in der Binnennachfrage der letzten 10 Jahre gut ablesen läßt, aber wen juckts, wenn man den produzierten Krempel in Asien und USA losschlagen kann? Der Export brummt, die Binnenwirtschaft stagniert und unterm Strich kommt ein mageres Plus heraus, an das ich inflationsbedingt nicht so recht glauben mag. Das einzige, was wirklich wächst, ist die Zahl derer, die aus dem Produktionsprozeß herausgefallen sind und aus der Gosse auch nicht mehr rauskommen.
Ich sage nur: Unwort 2005: “Entlassungsproduktivität” – beschreibt quasi die Produktivitätstseigerung der übriggebliebenen Mitarbeiter nach einer Entlassungswelle, durch 1. Angst vor Jobverlust und 2. längere Arbeitszeiten
zum Bieraufmachen gibt es übrigens schon folgendes im Netz:
http://www.betrunkene-dekorieren.de/index.php?inhalt=1000.php
Ich halte dieses Freispülen von Arbeitskräften nur für bedingt schlimm. Der Weg geht eindeutig hin zur Zweit- und Drittqualifikation. Und warum auch nicht, wenn diese für den Aufstieg im Binnenmarkt benötigt wird. Das der Staat da was dran einnehmen will, ist ja eher ein Muss. Vom arbeitslosen Bürger kann er nix mehr nehmen, vom eingeschriebenen “Studenten” dagegen schon. Ich kenne genug Leute die aus steuerlichen Gründen noch studieren. Möge der Amtsschimmel ihnen die Hufe sonstwohin hauen.
Naja, nem 50jährigen wirds schwerfallen sich ne Zweitqualifikation zuzulegen. Wenn ein Maurer nebenher noch schwarz Dächer deckt gehts ja auch noch klar, aber was soll ein Ingenieur-Fachidiot denn noch nebenbei machen? ...Tagesmutter vielleicht.
Ich habe die Beobachtung bemacht, daß nicht mehr benötigte Fachkräfte nach ein paar Umschulungen hinterher gar nichts mehr sind. Aus ihrem alten Job sind sie raus und für den neuen sind sie zu unerfahren und zu alt. Vielleicht ist das mal wieder die typische Lower Class-Sichtweise, aber ich sehe das Problem in den Managementetagen.