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Aufstehn

Karl-Heinz Schmidt-Böning steht auf. Er sieht ziemlich durch aus, wie soll man morgens um halb sechs auch anders aussehen? In anderthalb Stunden muss er auf Arbeit sein. Das ist ihm während er aufsteht so bewusst wie es ihm selten ist.

Herr Schmidt-Böning weiß nicht wie er den kommenden Tag angehen soll. Eigentlich müsste er noch einpaar Stunden schlafen, aber lohnt es sich sich jetzt nochmal hinzulegen? Duschen, Frühstück, Zähneputzen, Kopfschmerztablette, Fahrtweg – das alles kostet Zeit, Zeit die anderhalb Stunden ausfüllen können.

Er entscheidet sich gegen den Schlaf und drückt auf den Knopf. Die U-Bahn hält und er steigt aus. Wenigstens die richtige Station hat er erwischt, jetzt nur noch nach Hause und sich irgendwo so herrichten, dass es im Büro nicht allzusehr auffällt. ‘Wird schon klappen, klappt ja immer’, denkt er sich.

Zuhause angekommen, unter der Dusche stehend, lässt er die Nacht nochmal vor seinem geistigen Auge ablaufen. Irgendwann gegen eins kam die SMS und er fuhr los. Wohin weiß er inzwischen nicht mehr, auf jedenfall war es laut und schmutzig. Aber es hat ihn wohl nicht angewidert, sonst wäre er nicht solange geblieben. Aber ist er überhaupt lange an diesem ominösen Treffpunkt gewesen? Die Fäden der Nacht verschwinden so schnell wie sie gekommen sind und das ist wahrscheinlich auch besser so.

Jetzt ist er auf jedenfall wieder Zuhause. Er weiss wo sein Handtuch ist. Ein beruhigendes Gefühl. Das Frühstück lässt er nicht aus Zeitgründen, sondern magenbedingt ausfallen. Der Kaffee wirkt Wunder. Er fragt sich, ob das nicht sein Standardfrühstück ist. Instant-Kaffee, heiss mit Milch und Zucker. Der Kaffee macht ihn wach, der Zucker wird ihn über den Tag retten und die Milch sorgt dafür, dass das ganze halbwegs schmeckt.

Karl-Heinz Schmidt-Böning verlässt das Haus und geht mit einem Ohrwurm zur Arbeit.

It’s a lovely day… and the sun is shinin’ die zweite Zeile kennt er schon nicht mehr…

• Sven Müller am 16. Januar 2006, 09:22