Karl-Heinz Schmidt-Böning wundert sich
Das Leben war schon komisch zu ihm gewesen. Eine Wende nach der anderen und die Strassen die er hinunterblickte waren nie lang genug um zufrieden zu sein. So war es auch im Moment. Er wusste, dass er demnächst eine Entscheidung treffen musste; irgendwie würde das Schicksal wieder eine Entscheidung von ihm verlangen und er hatte die Wahl.
Wie oft er schon die falsche getroffen hatte wusste er nicht, dass es oftmals nicht die richtige war dafür umso genauer. Das letzte Mal hatte ihn viel gekostet, aber er war sich sicher, dass es damals das Richtige. Heute sah das schonwieder ganz anders aus.
Heute auf Arbeit überlegt er kurz was er da eigentlich mache, wohin er steuerte mit seinen Taten. Er konnte nicht in die Zukunft blicken. Er wusste, dass es lief, nur wohin wusste er nicht. Er hat den ganzen Tag versucht nicht dran zu denken, aber jetzt im Bett liegend kommt der Gedanke wieder – an früher.
Er versucht ihn zu verdrängen, fast hätte es auch geklappt. Da. Ein Geräusch auf dem Hof. Irgendetwas in seinem Unterbewusstsein regt das Bewusstsein an und er ist auf einmal auf diesem Hof – zehn Jahre ist es jetzt her. Er war ein anderer Mensch. Nicht so gezeichnet, nicht so nachdenklich. Irgendwie wirkt er in seiner Erinnerung jünger. Aber wahrscheinlich gehen zehn Jahre auch an anderen Menschen nicht spurlos vorbei. Es stimmt doch, er war doch damals auch jünger.
Vielleicht nahm er das alles auch nur zu Ernst? Ok, die Ereignisse waren hart gewesen, hatten ihn zu Taten verleitet, die ihm noch heute nachhängen und ihm bestimmte Striche auf der Landkarte für immer verwehren werden. Aber war dies ein Grund das hier und jetzt in Frage zu stellen? Er entschied sich für ein Nein – und wurde unsicher, wie weitreichend würde diese Entscheidung wieder sein. Was würde er tun, wenn er sich anders entschieden hätte.
Zweifel breitete sich aus. Die Nacht war jung, düster und schlaflos. Wieder.
- Sven Müller am 24. Januar 2006, 01:51